Parodontalchirurgische Eingriffe stellen eine von mehreren Möglichkeiten der Intervention dar Zahnfleischerkrankungen und Erkrankungen des zahntragenden Knochens, wie Parodontitis, zu heilen, wenn die nichtchirurgische parodontale Basistherapie nur teilweise erfolgreich war. Ziel ist es in jedem Fall die bestehende Entzündung zu eliminieren und die Sondierungstiefen (sondierbare Tiefe der Zahnfleischtaschen) auf möglichst physiologische Werte zu reduzieren.
Anmerkung: Es gibt keine Parodontose. Die fälschlich mit diesem Begriff assoziierte Erkrankung ist entzündlich bedingt und wird deshalb als Parodontitis bezeichnet.
Prinzipiell unterscheidet man zwischen dem Access-Flap (Zugangslappen), dem modifizierten Widman-Flap, resektiven und regenerativen parodontalchirurgischen Eingriffen, sowie der chirurgischen Furkationstherapie.
Alle parodontalchirurgischen Eingriffe können unter Lokalanästhesie durchgeführt werden. Die Beschwerden nach der Operation sind gewöhnlich mit herkömmlichen Analgetica (Schmerztabletten) beherrschbar. Die Nahtentfernung wird zwischen dem 7. und 14. Tag nach der Operation vorgenommen.
Beim Access-Flap (Zugangslappen) wird unter Lokalanästhesie ein Schleimhautschnitt gemacht, und die Schleimhaut in dem betreffenden Areal abpräpariert, sodaß der Chirurg direkte Sicht auf das zu behandelnde Areal hat.
Der Access-Flap wird dann gewählt, wenn resektive und regenerative Maßnahmen nicht sinnvoll oder möglich erscheinen. Der Vorteil gegenüber der nichtchirurgischen Reinigung der Wurzeloberfläche und der Zahnfleischtaschen ist die direkte Sicht auf das Operationsfeld. So kann der Erfolg dieser Maßnahmen sofort und unter Sicht kontrolliert werden.
Auch beim modifizierten Widman-Flap wird ein Schleimhautschnitt gemacht. Dieser erfolgt aber so, daß bereits etwas von dem erkrankten Epithel der Zahnfleischtasche entfernt wird. Auch beim MWF wird die Wurzeloberfläche und die Zahnfleischtasche unter Sicht gereinigt. Eine mögliche Reduktion der Tiefe der Zahnfleischtasche wird nicht direkt chirurgisch herbeigeführt, sondern durch Abschwellen und Schrumpfung des Gewebes nach erfolgreicher chirurgischer Entzündungselimination erreicht.
Bei der resektiven Parodontalchirurgie kommen die Techniken der Ostektomie und der Osteoplastik zum Einsatz. Hierbei wird in unterschiedlichen Verfahren Kieferknochen gezielt so entfernt, daß Knochenkrater eliminiert werden. Diese Knochenkrater sind nämlich mitschuldig an der Bildung von Zahnfleischtaschen. Der Knochen wird dann so modelliert, daß die ihn bedeckende Schleimhaut harmonisch, ohne Taschen zu bilden und gut pflegbar sich darstellt.
Das Ziel der regenerativen Parodontalchirurgie ist es, verlorengegangenen Knochen und Bindegewebe wiederzugewinnen. Der Idealfall tritt dann ein, wenn genau jene Gewebe, welche zuvor durch Parodontitis verloren gegangen sind, durch die Syntheseleistung des eigenen Körpers wieder nachgebildet werden. Um dies zu erreichen, müssen zunächst entzündungsfreie Zustände hergestellt werden und dann die körpereigene Regeneration von Knochen, funktionsfähigem Bindegewebe und Epithel angeregt werden.
Dafür stehen verschiedene Mittel zur Verfügung. Wenn die Art des eingetretenen Defektes es zuläßt, kann man Knochen einbringen, der an einer anderen Stelle entnommen wird oder man kann Knochenersatzmaterialien (xenogenen oder alloplastischen Knochen) verwenden. Eine andere Methode ist die Abdeckung des zuvor gereinigten Defektes mit einer speziellen Membran, um so eine gesteuerte Geweberegeneration (Guided Tissue Regeneration, GTR) zu ermöglichen. In den letzten Jahren hat sich bei bestimmten Arten von Defekten der Einsatz von Schmelz-Matrix-Proteinen (SMP) sehr bewährt.
Ob es zu echter Regeneration der Gewebe kommt, oder ob eine sogenannte Reparationsheilung stattfindet, bleibt nach wie vor offen.
Als Furkation bezeichnet man die Teilungsstelle der Zahnwurzeln von mehrwurzeligen Zähnen. Dies sind im Ober- und Unterkiefer die 6er, 7er und 8er und im Oberkiefer die 4er. Gezählt wird immer von der Mitte ausgehend nach hinten.
Beim Gesunden ist die Furkation mit Knochen ausgefüllt. Geht dieser Knochen durch Parodontitis verloren, dann sollte man versuchen den Knochenverlust entweder zu stoppen, oder den verlorengegangenen Knochen wieder zu regenerieren. Dafür müssen zuerst wieder entzündungsfreie Zustände hergestellt werden. Je nach Art des eingetretenen Knochenverlustes können dann unterschiedliche Operationsmethoden zum Einsatz kommen (echte Knochenregeneration, resektive Eingriffe zur Herstellung hygienefähiger Verhältnisse oder die bloße Reinigung der Wurzeloberflächen im Zuge einer chirurgischen Intervention).
Jede der beschriebenen Operationsmethoden kann selbstverständlich mit Lasertherapie ergänzt oder optimiert werden.
Welche der beschriebenen Operationspraktiken in Ihrem Fall die richtige ist und ob eventuell eine Kombination der verschiedenen Techniken zielführend ist, entscheidet der chirurgisch tätige Zahnarzt. Die Vor- und Nachteile der infrage kommenden Methoden sollten vor dem Eingriff mit Ihnen besprochen werden.
Bitte richten Sie Ihre weiterführenden Fragen an
Dr. Walter Neunteufel, 02272 / 688 68 oder walter.neunteufel@aon.at
oder besuchen Sie das Prophylaxe-Zentrum-Niederösterreich auf der Internetseite www.pznoe.at
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